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Donnerstag, 18. Februar 2021

Nur noch Wunschkinder


Wenn es nur noch Wunschkinder geben würde, wäre alles viel einfacher.

Wenn die Empfängnisverhütung bei der Familienplanung versagt hat, stellt sich den Paaren die Frage: Sollen, dürfen wir abtreiben?

Gilt das Selbstbestimmungsrecht der Frau oder das Lebensrecht des menschlichen Embryos?

Aus den USA stammt das Schlagwort «Pro-Choice» für die Forderung, Schwangerschaftsabbrüche allgemein zuzulassen und die Gegner formieren sich unter dem Schlagwort «Pro-Life» in sogenannten Lebensrechtbewegungen.

Das Neue Testament behandelt das Thema nicht, aber die katholische Kirche vertritt in der Enzyklika Evangelium Vitae die Ansicht, dass die gewollte Abtreibung immer ein schweres sittliches Vergehen darstellt.

Ich kann gut nachvollziehen, dass man aus religiösen Gründen den Schwangerschaftsabbruch ablehnt, aber das Neue Testament gibt keinen Hinweis darauf, dass man Andersdenkenden seine eigene Überzeugung aufzwingen darf.

Nach Schätzungen der WHO sind 40 % aller Schwangerschaften ungeplant und etwa ein Fünftel aller schwangeren Frauen entschliesst sich zu einem Abbruch.

Dies entspricht jährlich etwa 42 Millionen Schwangerschaftsabbrüchen, davon 20 Millionen legal und 22 Millionen gegen die gesetzlichen Bestimmungen am Ausführungsort.

Schwangerschaftsabbrüche können durch konsequentes Anwenden von Verhütungsmitteln verhindert werden.

Dies ist jedoch nicht überall auf der Welt gleichermaßen möglich. 225 Millionen Frauen in den weniger entwickelten Regionen der Erde fehlt heute noch immer der Zugang zu sicheren und wirksamen Methoden der Familienplanung.

Etwa ein Drittel des Weltbevölkerungswachstums beruht heute auf ungewollten Schwangerschaften.

Dies führt vor allem in Afrika südlich der Sahara zu rasantem Bevölkerungswachstum. (Wikipedia Jan. 2021: Familienplanung)

Der Grossteil der illegalen Abbrüche wird von Laien und damit meist unter medizinisch und hygienisch prekären Bedingungen ausgeführt. Die Anzahl der Todesfälle bei Schwangerschaftsabbrüchen ist rückläufig, weil die Frauen mehr und mehr mit Medikamenten abtreiben.

Die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ist in Ländern mit liberaler Gesetzgebung geringer oder vergleichbar mit derjenigen in Ländern mit restriktiver Gesetzgebung.

Es besteht aber ein direkter Zusammenhang zwischen dem Grad der Sexualaufklärung und der Abbruchrate.

Sexualaufklärung und ein leichter Zugang zu Verhütungsmitteln senken die Abbruchrate. Restriktive Gesetze fördern nur die illegalen Abbrüche.

Es gibt viele Studien, die zu erfassen versuchten, wie häufig Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch an psychischen Störungen leiden. Die Ergebnisse dieser Studien unterscheiden sich stark. Klar ist aber, dass der moralische Druck der Gesellschaft und die wahrgenommene Stigmatisierung stark belastend wirken.

Aber auch Mütter, denen ein Schwangerschaftsabbruch verweigert wurde, können laut einer systematischen Übersicht unter den Konsequenzen leiden. Es wird berichtet, dass sich viele Frauen nur schwer an die ungewollte Mutterrolle anpassen konnten und das Kind eher als Belastung empfinden. Die Kinder der betroffenen Mütter erbringen durchschnittlich schlechtere Schulleistungen, zeigen häufiger Verhaltensauffälligkeiten wie Delinquenz und benötigen häufiger psychiatrische Behandlungen (Wikipedia: Schwangerschaftsabbruch).

Ich möchte hier betonen, dass dies statistische Angaben sind und dass es sicher auch viele Frauen und Paare gibt, die sich bei einer ungewollten Schwangerschaft nach einiger Zeit auf ihr Kind freuen und es mit viel Liebe und Zuwendung grossziehen.

Wenn wir die freiwillige Familienplanung auf der ganzen Welt ermöglichen, erreichen wir 3 Ziele:

1.    Wir erleichtern das Zusammensein von Frauen und Männern in den Entwicklungsländern und verhindern tödliche Schwangerschaftsabbrüche.

2.    Die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen in den Drittweltländern verbessern sich nachhaltiger und rascher. 

3.    Die Klimaerwärmung wird verlangsamt.

Linksgrüne und religiöse Organisationen verhindern, dass Geld der Entwicklungshilfe für die Familienplanung aufgewendet wird.

Im Katechismus der katholischen Kirche steht: …jede Handlung ist verwerflich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs… die Fortpflanzung zu verhindern…  (siehe Post «Selbstbestimmte Sexualität auch in Entwicklungsländern»).

Die Linksgrünen postulieren, dass bessere Bildung der Frauen automatisch zu kleineren Kinderzahlen führt. Das kann in Afrika aber noch 30 Jahre oder mehr dauern.

Laut Schätzung der UNESCO gehen 58 Millionen Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule. Wie soll so selbstbestimmte Sexualität möglich sein?

Die Linksgrünen fürchten, dass man uns rassistische Motive unterstellen könnte. Sicher besteht diese Gefahr, aber das darf kein Grund sein, die Familienplanung zu einem Tabuthema zu machen. Dadurch fördert man Hungersnöte und die Verwahrlosung von Kindern, die von ihren Eltern auf die Strasse geschickt werden, weil sie die grosse Kinderschar nicht mehr ernähren können.

Alle 12 Jahre wächst die Weltbevölkerung um 1 Milliarde. Es nützt nichts, wenn wir den Ausstoss von Treibhausgasen deutlich reduzieren, wenn in den Entwicklungsländern der Ausstoss von Treibhausgasen um den gleichen Betrag erhöht wird. Weitere Details im Post «Wir können die Klimaziele nicht einhalten».

Nur durch Einschränkungen und den Einsatz von neuen Technologien können wir den Ausstoss von CO2, Methan und N2O nicht genügend reduziere und wir riskieren, dass es zur Klimakatastrophe kommt.

Auch wenn es möglich wäre, den Ausstoss von Treibhausgasen weltweit sehr stark zu reduzieren, könnte die Erde 10 oder 11 Milliarden Menschen nicht ertragen. Das Artensterben wäre nicht aufzuhalten.

Die Anzahl Kinder pro Frau ist in den industrialisierten Ländern stark gesunken und liegt heute grösstenteils deutlich unter 2,1. Erstaunlich ist, dass z.B. auch im Iran und in Brasilien die Kinderzahl auf 1.8 gesunken ist.

Im Niger z.B. liegt die Kinderzahl aber bei 6,6 und in Nigeria bei 5,1. Kaum sind dort Schulen fertig gebaut, sollten schon wieder neue Schulen geplant werden. Hier hat Hilfe bei der Familienplanung nichts mit Rassismus zu tun! Eine nachhaltige Entwicklung dieser Länder ist fast unmöglich.

Wir dürfen dieses Problem nicht durch die Brille von Ideologen sehen.

Die Weltbevölkerung sollte möglichst bald langsam sinken und das ist ohne Probleme möglich, wenn auf der ganzen Welt Mittel für die freiwillige Familienplanung gratis erhältlich sind.

Und gleichzeitig können alle Paare auf der ganzen Welt so viele Kinder haben, wie sie wünschen.

Was müssen wir ändern um das zu erreichen?

Kinderlosen Frauen darf man nicht mehr das Gefühl geben, dass sie ihre «biologische Bestimmung» nicht erfüllen. Frauen mit und ohne Kinder sind absolut gleichwertig. Anderseits sollen die Krankenkassen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch weiterhin die künstliche Befruchtung bezahlen. Viele Paare leiden, wenn sich ihr Kinderwunsch lange nicht erfüllt.

Für Teenager ist es ein riesiger Schock, wenn sie feststellen, dass sie schwanger sind. Unerwünschte Schwangerschaften sollten durch gute Aufklärung und leichte Erhaltbarkeit von Verhütungsmitteln vermieden werden.

Es gibt auch einen medizinischen Grund, sich für geplante Schwangerschaften einzusetzen. Um zu vermeiden, dass Babys mit offenem Rücken (Spina bifida) geboren werden, wird Frauen, die einen Kinderwunsch hegen empfohlen, bereits vor der Schwangerschaft, Folsäure zu sich zu nehmen.

Aber wenn wir weniger Kinder haben, wer finanziert dann die Gesundheitsversorgung für ältere Menschen?

Menschen im Ruhestand zahlen kaum mehr Steuern und die Gesundheitskosten steigen, aber anderseits nehmen die Kosten für Kindergärten, Schulen und Universitäten ab. Auch die Kosten für den Ausbau der Infrastruktur werden deutlich sinken.

Die Wirtschaft befürchtet, dass es zu wenig Arbeitskräfte geben wird, umgekehrt fürchten viele, dass durch die Automation und Digitalisierung in Zukunft viele Arbeitsplätze verloren gehen. Beide Befürchtungen sind unbegründet. Mehr im Post «Die Bürger sind wichtiger als die Wirtschaft».

 

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