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Montag, 24. Juni 2019

Selbstbestimmte Sexualität auch in Entwicklungsländern


Seit Mai 1968 ist es ein Menschenrecht, frei über die Anzahl Kinder entscheiden zu können. 1994 wurde in Kairo von der Weltbevölkerungskonferenz ein Aktionsprogramm zur Verbesserung der reproduktiven Gesundheitsvorsorge, inklusive Familienplanung und das "Empowerment" von Frauen beschlossen.

        Aber ein Recht auf Familienplanung nützt nichts, wenn der praktische Zugang zu Verhütungsmitteln nicht ermöglicht wird. Für grosse Teile der Bevölkerung in den Entwicklungsländern sind Mittel für die Familienplanung unerschwinglich. Sie sind darauf angewiesen, dass ihnen Hilfsorganisationen Verhütungsmittel stark vergünstigt oder gratis anbieten.
Linksliberale und religiöse Organisationen verhindern, dass Geld für die Familienplanung in Entwicklungsländer aufgewendet wird.

      Die katholische Kirche verweist auf den Katechismus.

http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P8C.HTM
2370 Die zeitweilige Enthaltsamkeit sowie die auf Selbstbeobachtung und der Wahl von unfruchtbaren Perioden der Frau beruhenden Methoden der Empfängnisregelung [Vgl. HV 16] entsprechen den objektiven Kriterien der Moral. Diese Methoden achten den Leib der Eheleute, ermutigen diese zur Zärtlichkeit und begünstigen die Erziehung zu echter Freiheit. Hingegen „ist jede Handlung verwerflich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzuges des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel" (HV 14). Während die geschlechtliche Vereinigung ihrer ganzen Natur nach ein vorbehaltloses gegenseitiges Sich-Schenken der Gatten zum Ausdruck bringt, wird sie durch die Empfängnisverhütung zu einer objektiv widersprüchlichen Gebärde, zu einem Sich-nicht-ganz-Schenken. So kommt zur aktiven Zurückweisung der Offenheit für das Leben auch eine Verfälschung der inneren Wahrheit ehelicher Liebe ….

      Als ich diesen Abschnitt im Internet gelesen hatte, dachte ich zuerst, dass ich aus Versehen eine Version des Katechismus aus dem vorletzten Jahrhundert geöffnet hatte. Aber es gibt keine aktuellere Version.
Im Psalm 127 steht: Auch Kinder sind ein Geschenk des Herrn; wer sie empfängt, wird damit reich belohnt. Aber daraus kann man nicht ableiten, dass es "verwerflich" ist Mittel für die Familienplanung zu verwenden. In Europa hält sich kaum ein(e) Katholik(in) an den Katechismus, ist sich wohl aber kaum bewusst, dass er grosse Probleme in Afrika verursacht, wenn er Geld der Caritas spendet.

        Nicht weniger verklemmt ist die folgende von linksliberalen Kreisen und Gutmenschen vertretene Ansicht:

Um die Frauen besser zu stellen sollte nicht der Zugang zu Familienplanung verbessert werden, sondern Bildung, Gesundheit und Wohlstand gefördert werden. Die reproduktive Selbstbestimmung kommt dann von alleine.

        Ich empfehle Personen, die solche Ansichten vertreten, eine Reise in eine arme ländliche Gegend in Afrika. Schaut in die Augen hoffnungsvoller junger Mädchen, die wahrscheinlich nie die Mittel für Familienplanung aufbringen können und stellt euch vor wie diese mittellosen Mädchen bald Mütter von sechs bis acht Kindern sein werden!
Viele Mädchen werden sehr früh schwanger und brechen die Schule ab.
Jedes Jahr kommt es zu 89 Millionen ungewollten Schwangerschaften und zu 36 Millionen oft tödlich endenden Schwangerschaftsabbrüchen. https://www.dsw.org/freiwillige-familienplanung/

        Sicher gibt es noch Männer, die ihre Potenz mit der Anzahl ihrer Kinder unter Beweis stellen wollen, oder Schwiegermütter, welche die Frauen zu mehr Kindern drängen. Aber Millionen von Frauen in Entwicklungsländern haben keinen Zugang zu Mitteln für die Familienplanung.

        Die meisten afrikanischen Jugendlichen finden heute eine Gelegenheit sich westliche Filme anzuschauen. Darin sehen sie, welche sexuellen Freiheiten wir in Europa und in den USA haben.
Eine Studie aus den USA zeigt, dass junge Männer 19 mal pro Tag an Sex denken. Es ist doch klar, dass das in Afrika nicht anders ist.
Wir haben den Menschen in den Entwicklungsländern lebensrettende Medikamente und auch eine sehr freizügige Kultur gebracht, damit sind wir jetzt auch dazu verpflichtet, den Zugang zu Mitteln für die freiwillige Familienplanung zu ermöglichen.
Man müsste schon rassistisch denken, wenn man die selbstbestimmte Sexualität nur der weissen Bevölkerung vorbehalten möchte.

        25.5 Millionen Menschen in Afrika südlich der Sahara sind mit HIV infiziert. Dies ist ein weiterer Grund, dass mehr Mittel für die Gesundheitsfürsorge kombiniert mit Aufklärung und Zugang zu Empfängnisverhütungsmitteln aufgewendet werden müssen.
In Sambia zum Beispiel leben 60 Prozent der Bevölkerung von weniger als einem Dollar pro Tag. Wie soll da die Bevölkerung durch mehr Schulbildung in den nächsten Jahren die Mittel für die HIV Vorsorge und die Familienplanung selber aufbringen?


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