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Dienstag, 5. Dezember 2023

Wer ist gegen die Vernunft?


Warum hat die Vernunft nicht den richtigen Stellenwert?

Immanuel Kant war sicher der wichtigste Philosoph, der sich mit der Vernunft befasste.

Die Kritik der reinen Vernunft ist sein Hauptwerk. Wikipedia schreibt zum Titel: Kritik ist nicht auf Beanstandung, Tadel oder Herabwürdigung zu verstehen, sondern im ursprünglichen Sinn des griechischen Wortes krino "scheiden, unterscheiden, beurteilen" als Analyse und Überprüfung im weitesten Sinne.

Moses Mendelssohn nannte Kants Philosophie „alles zermalmend“. Doch die Kritik der reinen Vernunft zerstört nicht nur, sie verteidigt menschliche Freiheit und Autonomie. Das Werk wurde 1827 von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt (Wikipedia).

Für Luther war die Vernunft des Teufels Hure.

Im Neuen Testament steht in Epheser 2,3: Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unseres Fleisches und hatten den Willen des Fleisches und der Vernunft und waren Kinder des Zornes von Natur wie auch die anderen.

Anderseits gibt es in der Bibel auch viele Stellen, in denen die Vernunft positiv erwähnt wird. Die Vernunft darf aber den Glauben an Gott nicht beeinträchtigen.

Alle Religionen berufen sich nur so lange auf die Vernunft, wie sie sich der absoluten, religiösen Wahrheit unterwirft.

Wir brauchen eine zweite Aufklärung!

Mit Aufklärung wird eine geistige Bewegung bezeichnet, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstand. Diese Denkrichtung erklärte die Vernunft (Rationalität) des Menschen und ihren richtigen Gebrauch zum Massstab allen Handelns. Nur das, was mit dem Verstand begründet werden kann, was beweisbar ist, kann als Richtschnur des eigenen Verhaltens dienen.

Die Vernunft könnte ein Bollwerk gegen Voodoo und andere spiritualistische Ansichten, gegen Aberglauben aller Art, gegen Esoterik, gegen Verschwörungstheorien, gegen das Staatsverweigerer-Syndrom und Schwurblerei sein.

In unserer Gesellschaft hat die Vernunft nicht den gebührenden Stellenwert.

Die Religionen wollen, dass in dem Bollwerk der Vernunft eine grosse Öffnung bleibt. Auch alle Ideologien wie der Sozialismus oder der Nationalismus, wehren sich dagegen, dass die Vernunft das Mass aller Dinge wird.

Der Ausspruch von Kant: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen könnte zersetzend wirken und sich negativ auf die Geschlossenheit der Community auswirken.

Aber können wir ohne Religion leben? Wir suchen in unserem Leben einen Sinn, einen letzten Grund, auf dem wir bauen können, einen Halt, ein Fundament, etwas das unsere Welt im Innersten zusammenhält 1).

Wenn wir Ideologien oder Religionen folgen, dann wissen wir, dass es Gleichgesinnte gibt. Wir fühlen uns nicht allein.

Wir, die wir auf westliche Werte bauen und uns an einer aufgeklärten Weltanschauung orientieren, sollten auch ein Wir-Gefühl entwickeln.

Es ist kein Widerspruch, wenn wir uns beim Anhören einer Bach Kantate in eine andere Welt entführen lassen, wir staunend in einer alten Kirche stehen oder auf einer Kirchenbank unsere Gedanken sammeln oder uns von religiöser islamischer Musik verzaubern lassen.

Werden wir zu Egoisten, wenn wir uns zu stark auf die Vernunft fokussieren?

Nein, es ist vernünftig niemanden zu schädigen, weil ich selbst nicht geschädigt werden will, da ich das schmerzhafte Gefühl kenne, das Verletzungen welcher Art auch immer hervorrufen. Wahrhaft vernünftiges Handeln, kann nicht egoistisch sein, sondern hat immer den anderen mit im Blick 2).

1) Christian Tapp, Religionsphilosophie: Vernunft und Glaube  
2) Katharina Ceming: Empathische Vernunft

Zwei Elemente kennzeichnen alle Ideologien

  Die folgenden Ausführungen sind nicht leicht zu verstehen. Ich versuche, das Innenleben der Parteien zu sezieren. Wenn Sie nur leicht ve...