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Donnerstag, 4. April 2024

Zwei Elemente kennzeichnen alle Ideologien

 

Die folgenden Ausführungen sind nicht leicht zu verstehen. Ich versuche, das Innenleben der Parteien zu sezieren. Wenn Sie nur leicht verdauliche Kost möchten, wählen Sie besser einen anderen Abschnitt.

Ich versuche, die Positionen von allen Politikern zu verstehen. Wenn ich zum Beispiel Aussagen von Putin-Verstehern höre, frage ich mich, mit welcher Ideologie man Verständnis für einen Autokraten haben kann, der ein anderes Land überfällt.

Oder wie kommt man dazu, keinen Unterschied zwischen bürgerlichen Parteien und rechtsaussen Parteien zu sehen?

Mit den bekannten Ideologien kann man vieles nur erklären, wenn man berücksichtigt, dass alle Ideologien aus zwei Komponenten bestehen.

Parteiprogramme haben zwei Komponenten, eine konstruktive und eine, mit der sie sich von konkurrierenden Parteien abgrenzen. Jede politische Partei wirbt mit der ihr spezifischen Ideologie, aber gleichzeitig meist auch mit Parolen, mit denen sie die gegnerischen Parteien bekämpft.

- Rechtsaussen Parteien mobilisieren ihre Anhänger mit Nationalismus, aber auch mit Antilinks-Ideologien. Sie leben davon, dass linke Ideologien für viele abstossend sind. Sie profitieren davon, dass die meisten Menschen mit Wokeness nichts anfangen können und nicht in einem Ameisenstaat leben wollen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Antilinks-Ideologie Antikommunismus genannt. In der BRD führte der Antikommunismus 1956 zum Verbot der KPD. Die Argumente für und gegen ein Verbot der KPD erinnern an die heutigen Diskussionen um ein Verbot der AFD. In den USA führte der Antikommunismus zu zahlreichen Verhaftungen. Aus heutiger Sicht griff eine Antikommunismus-Hysterie um sich.

- Linksaussen Parteien mobilisieren ihre Anhänger mit Emotionen gegen Ungerechtigkeit und mit Klassenkampfparolen, aber auch mit einer Antirechts-Ideologie. Die Antirechts-Ideologie weist darauf hin, wie gefährlich Rechtsaussen-Parteien sind, die zum Faschismus neigen und Nazi-Gedankengut pflegen. Die Anhänger der Antirechts-Ideologie neigen dazu, alle Gruppierungen, die sich rechts von ihnen positionieren, als staatsgefährdend einzustufen.           

Wenn «Anti-Einstellungen» zu einer Ideologie werden, wird alles mit Scheuklappen betrachtet und der Blick wird getrübt.

Wenn Rechtsradikale die Ansichten der westlichen Wertegemeinschaft kritisieren, dann oft deshalb, weil sie darin zu viel Sozialismus sehen. Man kann die Ansicht vertreten, dass die westlichen Werte viel kollektivistisches Gedankengut enthalten. Eine Komponente der Rechtsaussen-Ideologie ist die Antilinks-Ideologie, deshalb können Rechtsradikale die westlichen Werte nicht akzeptieren, denn sie finden darin kollektivistisches Gedankengut.

Wird die Weltanschauung der westlichen Wertegemeinschaft auch durch zwei Elemente gekennzeichnet? Ja, das konstruktive Element ist der Einsatz für Freiheit und Wohlstand für alle und die Antikomponente ist der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen in autokratischen Regimen.

Warum sympathisieren rechtskonservative Kreise in den USA und in Europa mit Putins Gedankengut? Sie wehren sich gegen Kreise, für die Demokratie ein hohes Gut ist, die sich in der Mitte positionieren und ohne radikale Ideologien auskommen möchten.

Für rechtskonservative Kreise im Westen und in Russland hat der christliche Glaube eine wichtige Funktion. Liberale, die alle Ideologien verabscheuen, werden als Gefahr angesehen.

Anti-Bewegungen gibt es nicht nur gegen Ideologien, sondern auch gegen Religionen. Die Bewegung gegen den Islam nennen wir Islamophobie.

Die monotheistischen Religionen ihrerseits bestehen auch aus zwei Elementen. Die konstruktive Komponente besagt, dass alle Gläubigen in den Himmel kommen, und die Anti-Komponente besagt, dass allen Ungläubigen und Andersgläubigen großes Unheil widerfahren wird. 

Ich gehe davon aus, dass wir alle der Meinung sind, dass man Auffassungen, Ideologien und Religionen entschieden ablehnen kann, dass wir aber den Menschen, die diese Ansichten vertreten, mit Respekt begegnen müssen.



Sonntag, 4. Februar 2024

Ist Ideologiefrei auch eine Ideologie?


Häufig höre ich die Aussagen:
  • Kein Mensch ist frei von Ideologien
  • Ohne Ideologien gibt es kein Leben
  • Wer behauptet, er habe keine Ideologie, ist meistens derjenige, der am meisten verblendet ist von einer Ideologie 
Sicher, jeder Mensch hat eine Weltanschauung, aber ist nicht Anhänger einer vorgefertigten Ideologie, die ihre Anhänger auf eine Linie bringt.

Das Wort Weltanschauung ist in der deutschen Sprache ein neutraler Begriff. Das Wort Ideologie klingt leicht negativ.

Für mich sind Ideologien:
  • vorgefertigte Weltanschauungen
  • Weltanschauungen, bei denen alle Anhänger gleichgeschaltet sind
  • ausformulierte Weltanschauungen
  • alleinseligmachende Weltanschauungen
  • Weltanschauungen mit exklusivem Wahrheitsanspruch
  • geschlossene Weltdeutungsmodelle mit Absolutheitsanspruch (Barbara Zehnpfennig)
Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert Ideologien folgendermaßen: Der Begriff steht für sogenannte Weltanschauungen, die vorgeben, für alle gesellschaftlichen Probleme die richtige Lösung zu haben. Menschen, die solche weltanschaulichen Ideen oftmals starr und einseitig vertreten, nennt manIdeologen“.

Menschen, die einer Ideologie folgen und diese nicht mehr mit ihrem eigenen Verstand kritisch hinterfragen, sind eine Gefahr für die Demokratie und für den Frieden, denn für überzeugte Ideologen ist ihre Wahrheit wichtiger als die Demokratie.

Im Gegensatz zu allen anderen Ideologien kann man mit der Ideologie „Ideologiefrei“ keine Menschen in einen Krieg führen.

Alle Religionen behaupten, alleinseligmachend zu sein. Die meisten Ideologien werden mit pseudoreligiösem Eifer vertreten.

Ich finde es beängstigend, wenn Vertreter der rechten Blase (oder der linken Blase) bis in Detailfragen genau die gleichen Ansichten vertreten. Wer nach der Devise lebt: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen (Kant), ist sich bewusst, dass andere mit ihrem Verstand zu anderen Ansichten kommen können.

Ideologien führen zu einer eindimensionalen Sichtweise. Auch wenn man einige Ansichten einer Ideologie als korrekt bezeichnen kann, werden andere wichtige Aspekte der realen Welt ausgeblendet.

Wer sich als Ideologe angegriffen fühlt, kann die Ansicht vertreten, dass alle eine Ideologie haben. Auf der Webseite der MLPD Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands fand ich folgenden Artikel unter dem Titel: Der Kampfbegriff der Ideologiefreiheit
Das sind heute „Kampfbegriffe“, mit denen wir uns den Herrschenden und ihrer Interpretation der Dinge unterwerfen sollen. Ihre sogenannte Ideologiefreiheit ist nur das Synonym dafür, dass ihre bürgerliche Ideologie allgemeingültig sein soll. Sie sieht die Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen als unantastbar und ewig gültig an. Sie ist zugleich das Synonym dafür, dass die proletarische Weltanschauung unterdrückt werden soll. Die Schnapsidee von der „Ideologiefreiheit“...

Ideologien schränken das selbständige Denken erheblich ein. Ideologien zu folgen, ist intellektuelle Selbstkastration.

Barbara Zahnpfennig schrieb in ihrem lesenswerten Artikel: Auch die Ideologie-Kritik muss sich wissenschaftlich ausweisen, um nicht selbst dem Ideologie-Verdacht zu verfallen 1).



1) https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Ideologien, Autorin: Barbara Zehnpfennig


Zwei Elemente kennzeichnen alle Ideologien

  Die folgenden Ausführungen sind nicht leicht zu verstehen. Ich versuche, das Innenleben der Parteien zu sezieren. Wenn Sie nur leicht ve...