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Freitag, 22. Oktober 2021

In Strafanstalten sind nur 5% Frauen

In allen EU-Ländern liegt der Frauenanteil in den Gefängnissen zwischen 3 % und 8 %. Wie lässt sich dieser frappante Unterschied zwischen Männern und Frauen erklären?

Die Männer sind aggressiver als Frauen. Wenn man dieser Aussage zustimmt, nimmt man an, dass es zwischen Frauen und Männern grosse Unterschiede gibt. Hat diese Verschiedenheit der Geschlechter ihren Ursprung in der biologischen Differenz oder ist sie durch kulturelle und gesellschaftliche Prozesse entstanden? Sicher tragen beide Faktoren zum Unterschied zwischen Frauen und Männern bei. 

Der kulturelle Einfluss wird abnehmen, aber die biologische Differenz bleibt und auch in hundert Jahren wird der Frauenanteil in den Gefängnissen klein sein.

Männer suchen die körperliche Auseinandersetzung und benutzen sie gezielt, um ihre Interessen durchzusetzen, Frauen hingegen sind in der Tendenz eher aggressiv, um auf eine Beeinträchtigung ihrer Interessen zu reagieren. Ausserdem agieren sie bevorzugt auf der Beziehungsebene, etwa durch Intrigen, das Verbreiten von Gerüchten, gezieltes Ignorieren oder den Ausschluss unliebsamer Personen aus der Gemeinschaft. Dies ist im evolutionären Kontext verstehbar, weil so die frühen Gefahren aussahen: Männer wurden von fremden Männergruppen bedroht, Frauen durch Verstoss aus der Ingroup. ([werner.stangl]s arbeitsblätter).

Frauen sind nicht besser als Männer, aber Gremien mit einem hohen Frauenanteil arbeiten besser als reine Männergremien. Männer trauen sich bereits zu Beginn der beruflichen Laufbahn mehr zu als Frauen, überschätzen sich eher und schaden so oft den Unternehmen. Die männliche Aggressivität muss aber nicht immer zu Destruktion und Gewalt führen, sie kann auch der Grund für die stärkere Durchsetzungsfähigkeit sein.

Frauen sind im Allgemeinen einfühlsamer und sanfter als Männer. Frauen distanzieren sich in der Regel von offener Gewalt. Aggressivität und Gewalt führen in unserer Welt zu unsäglichem Elend.

In diesem Blog weise ich immer wieder auf die negativen Auswirkungen von aggressivem Verhalten hin. Zum Beispiel in folgenden Abschnitten:

  • Aggressionen
  • Waren alle Kriege sinnlos?
  • Für das scheinbar Gute kämpfen - Das Robin-Hood-Syndrom

Mittwoch, 25. August 2021

Denken Querdenker?

Oder denken Querdenker anders?

Welche Gruppierungen werden zu den Querdenkern gezählt oder bezeichnen sich selbst als Querdenker? Viele Querdenker sind der Schulmedizin gegenüber skeptisch eingestellt, vertrauen auf alternative Heilmethoden und sind Impfskeptiker.

Unter den Querdenkern finden sich häufig Anthroposophen und Esoteriker. Man findet auch Verschwörungstheoretiker und Rechtsradikale.

Denken Querdenker anders? Zitat aus dem Buch Die Misstrauensgemeinschaft der "Querdenker" *): Selbstvertrauen und Körpergefühl werden gegen eine materialistisch-technische Welt in Anschlag gebracht, der die "spirituelle Mitte" abhanden gekommen sei. Das Bauchgefühl und die Intuition werden dem akademisch-abstrakten Wissen entgegengehalten.

Wer das akademisch-abstrakte Wissen, das mit wissenschaftlichen Studien gewonnen wurde, prinzipiell akzeptiert, kann nur sehr eingeschränkt eine eigene Meinung im medizinischen Bereich vertreten. Die Wissenschaft diktiert mir, was ich als richtig zu finden habe. 

Das akzeptiert der Querdenker nicht. Er findet es reizvoll, sich vom Mainstream abzuwenden. Durch die "Wissensselbstermächtigung" als kritischer Querdenker erfährt er eine Aufwertung als Person und Gruppe *).

Freiheitsliebende Menschen fanden es eine Zumutung, in öffentlichen Räumen eine Maske zu tragen. Im Februar 2020 twitterte ich: Wer vernünftig denken kann, weiss wohl, dass Schutzmasken nützen, aber das kann das Bundesamt für Gesundheit nicht zugeben, weil es keine Schutzmasken zur Verfügung stellen kann. P.K. antwortete mir: Ach Gott, wieder einer, der nur glaubt, was er sich selbst ausgedacht hat. Wissen Sie was? Ein anständiges Brett vor dem Kopf nützt mehr als jede Schutzmaske. Aber wenn Sie wollen: fühlen Sie sich so frei, tragen Sie beides. 

Bei einer Pandemie muss der Staat Massnahmen treffen, die die Freiheiten seiner Bürger einschränken. Im Herbst 2020 war es für alle vernünftig denkende Menschen offensichtlich, dass der Staat einschneidende Massnahmen treffen musste. Die Querdenker meinten aber, dass sie selber am besten wissen, wie sie sich schützen können und wollten nicht begreifen, dass diese Massnahmen auch dazu dienten zu verhindern, dass sie selbst andere anstecken.

Kann der Staat mich zwingen, etwas zum Wohl der Allgemeinheit zu tun, auch wenn mir das nicht einleuchtet? Kann der Staat mich zwingen mich impfen zu lassen, damit Herdenimmunität erreicht werden kann? Wir wurden zu Recht gezwungen, Masken zu tragen und wir werden alle gezwungen, Steuern zu zahlen, obwohl kaum einer mit allen Ausgaben des Staates einverstanden ist.

Rechtskonservative und libertäre Kreise wehren sich dagegen, dass wir immer mehr in einen demokratischen Fürsorge- und Vorsorgestaat**) eingebunden werden. Früher lebten wir in Grossfamilien, deren Oberhaupt die Regeln des Zusammenlebens bestimmten. Die Grossfamilien bestimmten, wie wir füreinander zu sorgen hatten und wie wir aufeinander Rücksicht zu nehmen hatten. Heute ist es zum Vorteil aller, dass der Staat dafür sorgt, dass Mitmenschen, die in Not geraten sind, geholfen wird und dass Pandemien bekämpft werden.

*) Sven Reichardt (Hg.): Die Misstrauensgemeinschaft der "Querdenker"                                             

**) Richard David Precht: Von der Pflicht



Montag, 5. Juli 2021

Was macht eine Ideologie erfolgreich?


Damit Ideologien Anhänger finden und verbreitet werden, müssen sie einige Bedingungen erfüllen. Was müssen Ideologien potenziellen Gefolgsleuten bieten? Was suchen Menschen, die sich einer Ideologie oder Religion anschliessen?

Ideologien bieten ein gemeinsames Ziel.  Brauchen wir ein Ziel im Leben? Was ist der Sinn des Lebens? Bei vielen Religionen ist der Sinn des Lebens, ein gottgefälliges Leben zu führen. Die meisten Ideologien wollen die Welt verändern, in ihrem Sinn verbessern. Gemeinsam diese Ziele zu erreichen, spornt an und gibt ein Wir-Gefühl, das den inneren Zusammenhalt jeder menschlichen Gemeinschaft gewährleistet.

Ideologien und Religionen haben Heilsversprechen.  Marx strebte die klassenlose Gesellschaft an: …sei der Staat als Instrument der Klassenherrschaft nicht mehr notwendig und würde, wenn er tatsächlich überflüssig geworden sei, absterben. … steigere sich die Produktion ungemein. Es würde gelingen, den Mangel zu beseitigen, sodass es letztlich möglich sei, jeden Menschen nach seinen (vernünftigen) Bedürfnissen zu versorgen. …solle es dann wegen der vorhandenen Überproduktion möglich sein, dass die Menschen bei der Arbeit ihren Neigungen folgen und keine festen Berufe zu haben brauchten, sondern sich je nach Interesse und eigenem Verstand kurzfristig entscheiden könnten, welche Tätigkeit sie ausüben wollten….

Der Koran schildert in Sure 78 die glückselige Zukunft der Gottesfürchtigen nach dem Tod: Siehe, für die Gottesfürchtigen gibt es im Paradies Gewinn: Obstgärten und Weinstöcke, und gleichaltrige Frauen, und Becher, bis zum Rand gefüllt.

Die Bibel verspricht dem Gläubigen: Der Himmel ist ein Ort des ewigen Friedens, wo es kein Leid, keine Angst, keinen Krieg und keine Krankheiten mehr gibt.

Ideologien bieten Nestwärme.  Der Pluralismus in unserer Gesellschaft kann zu Orientierungslosigkeit führen. Unzählige unterschiedliche Lebensanschauungen reiben sich aneinander, was uns verwirren kann. In einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten fühlen wir uns geborgen und aufgehoben. Ideologien befriedigen das Bedürfnis nach Sicherheit und Sinnhaftigkeit. Wir sind soziale Wesen und brauchen Gemeinschaft. Wir finden am einfachsten Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Aber in solchen Gemeinschaften dürfen wir uns nicht gegen andere Gemeinschaften wenden, sonst spalten wir die Gesellschaft.

Ideologien grenzen sich gegen andere ab.  Als Mitstreiter einer Ideologie fühle ich mich einer Gruppe zugehörend. Je stärker sich die Gruppe von andern abgrenzt, desto mehr kann man sich mit dieser Gruppe identifizieren und umso stärker wird das Gemeinschaftsgefühl. Wir Menschen finden Befriedigung, wenn wir andere schlechter finden als uns selbst. Es hebt das Selbstwertgefühl, wenn wir uns besser fühlen als andere. Ideologien wirken spaltend und mobilisieren Kräfte gegen Andersdenkende. Häufig werden Freund-Feind-Bilder inszeniert. Die Nationalisten kämpfen gegen alle Nationen, die sich Ihnen nicht unterwerfen. Die Sozialisten kämpfen gegen alle, die sich rechts von Ihnen positionieren. Gläubige von Religionen grenzen sich gegen die Ungläubigen oder gegen die Anhänger anderer Religionen ab. Mitstreiter von Ideologien und Religionen müssen sich bewusst sein, dass ihre ausformulierten Leitbilder einer komplexen Wirklichkeit nicht gerecht werden können.

Brauchen wir Ideologien?  –  Die Antiideologie.  Brauchen wir vorfabrizierte Weltanschauungen? Brauchen wir ausformulierte Leitbilder? Ist die freiwillige Unterordnung unter eine Ideologie nicht mit dem Gebrauch von Krücken vergleichbar? Darf ich Sie fragen: Folgen Sie einer Ideologie oder denken Sie selbst? Die Philosophen Slavoj Zizek und Herbert Schnädelbach weisen darauf hin, dass solch technokratisches Denken alles andere als nicht-ideologisch sei: Eine der idealen Grundbedingungen für eine Ideologie sei die Annahme, dass es keine Ideologie gäbe. Der oben kursiv gedruckte Satz klingt schön, ist für mich aber eine leere Phrase. Slavoj Zizek ist ein linker Modephilosoph. Ihm schwebt eine «radikaldemokratische, revolutionäre Umwälzung» der Gesellschaft vor. Somit ist verständlich, dass er gegen jede Art von Anti-Ideologie ist. Verkündet die Ideologie der Antiideologie wieder neue Wahrheiten? Nein, wir sollten uns nicht bemühen, die Wahrheit, sondern die beste Ethik zu finden.

 

 

Donnerstag, 8. April 2021

"Wovor hat diese Kröte Schiss?"

 

Dies sagte der Regimekritiker Nawalny in Bezug auf Putin.

Sollen wir Oppositionelle mit einem solchen Vokabular unterstützen?

2011 sprach sich Nawalny für freien Waffenbesitz aus für den Fall, dass «Kakerlaken in unsere Wohnung eindringen» - gemeint waren mit den Kakerlaken Migranten aus dem Kaukasus.

Im Februar 2021 stufte Amnesty International den Kreml-Kritiker Nawalny nicht länger als «gewaltlosen politischen Gefangenen» ein (1). Ich finde auch, dass wir keinen Oppositionellen unterstützen sollten, der als Präsident gleich schlimm oder schlimmer als der gegenwärtige Regierungschef wäre.

Vorbildliche Regimegegner waren Mahatma Ghandi, Martin Luther King, Nelson Mandela (in der zweiten Lebenshälfte) und alle, die 1989 für den friedlichen Wandel der DDR verantwortlich waren («Montagsdemonstrationen»).

Gewaltfreie Proteste haben doppelt so grosse Chancen ihre Ziele zu erreichen, als gewalttätige Proteste. Zu dem Ergebnis kamen zwei amerikanische Forscherinnen, nachdem sie für ihre Studie «Why Civil Resistance Works» 323 Widerstandsbewegungen der letzten 106 Jahre untersucht hatten.

Welche Art von Aktionen und Demonstrationen können als gewaltfrei bezeichnet werden?

·       Fahnen oder Kerzen in Fenster stellen

·       Märsche mit Plakaten durch die Zentren von Städten (evtl.

      mit Gesang oder rufen von Parolen)

·       lange Menschenketten bilden

·       Demonstrationen in Geschäften oder Banken (Hausfriedensbruch)

·       Sitzblockaden, bei denen sich die Demonstranten von Polizisten wegtragen lassen

·       Sitzblockaden, bei denen sich die Demonstranten an Brückengeländer festketten

·       Barrikaden errichten und brennbare Abfälle anzünden

Für mich sind Hausfriedensbruch und Sitzblockaden schon nicht mehr eindeutig gewaltfrei.

Aggressive Formen von Protesten stossen viele potentielle Mitläufer ab. Bei gewaltfreien Aktionen ist es möglich, dass ein grosser Teil der Bevölkerung mitmacht oder sich solidarisiert. Damit erhält die Protestbewegung auch eine moralische Legitimation.

Protestbewegungen, die ihre Ziele mit Gewalt durchsetzen wollen, riskieren, dass es zu Umstürzen mit grossem Elend als Folge kommt. Häufig gilt dann: «Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder», weil am Schluss sehr radikale Gruppierungen die Oberhand gewinnen.

In Ländern mit direkter Demokratie können die Bürger am einfachsten Änderungen von Gesetzen durchsetzen. Illegale und gewaltsame Aktionen sind hier eindeutig nicht mehr gerechtfertigt. Alle Gruppierungen können für ihre Anliegen Unterschriften sammeln und erreichen, dass über ihre Anliegen abgestimmt wird (siehe auch: «Direkte Demokratie»).

Die direkte Demokratie ist die stabilste Staatsform, weil hier extreme Ideologien aller Art kaum eine Chance haben.

(1) Amnesty International will sich aber weiter für seine Freilassung einsetzen.


Donnerstag, 18. Februar 2021

Nur noch Wunschkinder


Wenn es nur noch Wunschkinder geben würde, wäre alles viel einfacher.

Wenn die Empfängnisverhütung bei der Familienplanung versagt hat, stellt sich den Paaren die Frage: Sollen, dürfen wir abtreiben?

Gilt das Selbstbestimmungsrecht der Frau oder das Lebensrecht des menschlichen Embryos?

Aus den USA stammt das Schlagwort «Pro-Choice» für die Forderung, Schwangerschaftsabbrüche allgemein zuzulassen und die Gegner formieren sich unter dem Schlagwort «Pro-Life» in sogenannten Lebensrechtbewegungen.

Das Neue Testament behandelt das Thema nicht, aber die katholische Kirche vertritt in der Enzyklika Evangelium Vitae die Ansicht, dass die gewollte Abtreibung immer ein schweres sittliches Vergehen darstellt.

Ich kann gut nachvollziehen, dass man aus religiösen Gründen den Schwangerschaftsabbruch ablehnt, aber das Neue Testament gibt keinen Hinweis darauf, dass man Andersdenkenden seine eigene Überzeugung aufzwingen darf.

Nach Schätzungen der WHO sind 40 % aller Schwangerschaften ungeplant und etwa ein Fünftel aller schwangeren Frauen entschliesst sich zu einem Abbruch.

Dies entspricht jährlich etwa 42 Millionen Schwangerschaftsabbrüchen, davon 20 Millionen legal und 22 Millionen gegen die gesetzlichen Bestimmungen am Ausführungsort.

Schwangerschaftsabbrüche können durch konsequentes Anwenden von Verhütungsmitteln verhindert werden.

Dies ist jedoch nicht überall auf der Welt gleichermaßen möglich. 225 Millionen Frauen in den weniger entwickelten Regionen der Erde fehlt heute noch immer der Zugang zu sicheren und wirksamen Methoden der Familienplanung.

Etwa ein Drittel des Weltbevölkerungswachstums beruht heute auf ungewollten Schwangerschaften.

Dies führt vor allem in Afrika südlich der Sahara zu rasantem Bevölkerungswachstum. (Wikipedia Jan. 2021: Familienplanung)

Der Grossteil der illegalen Abbrüche wird von Laien und damit meist unter medizinisch und hygienisch prekären Bedingungen ausgeführt. Die Anzahl der Todesfälle bei Schwangerschaftsabbrüchen ist rückläufig, weil die Frauen mehr und mehr mit Medikamenten abtreiben.

Die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ist in Ländern mit liberaler Gesetzgebung geringer oder vergleichbar mit derjenigen in Ländern mit restriktiver Gesetzgebung.

Es besteht aber ein direkter Zusammenhang zwischen dem Grad der Sexualaufklärung und der Abbruchrate.

Sexualaufklärung und ein leichter Zugang zu Verhütungsmitteln senken die Abbruchrate. Restriktive Gesetze fördern nur die illegalen Abbrüche.

Es gibt viele Studien, die zu erfassen versuchten, wie häufig Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch an psychischen Störungen leiden. Die Ergebnisse dieser Studien unterscheiden sich stark. Klar ist aber, dass der moralische Druck der Gesellschaft und die wahrgenommene Stigmatisierung stark belastend wirken.

Aber auch Mütter, denen ein Schwangerschaftsabbruch verweigert wurde, können laut einer systematischen Übersicht unter den Konsequenzen leiden. Es wird berichtet, dass sich viele Frauen nur schwer an die ungewollte Mutterrolle anpassen konnten und das Kind eher als Belastung empfinden. Die Kinder der betroffenen Mütter erbringen durchschnittlich schlechtere Schulleistungen, zeigen häufiger Verhaltensauffälligkeiten wie Delinquenz und benötigen häufiger psychiatrische Behandlungen (Wikipedia: Schwangerschaftsabbruch).

Ich möchte hier betonen, dass dies statistische Angaben sind und dass es sicher auch viele Frauen und Paare gibt, die sich bei einer ungewollten Schwangerschaft nach einiger Zeit auf ihr Kind freuen und es mit viel Liebe und Zuwendung grossziehen.

Wenn wir die freiwillige Familienplanung auf der ganzen Welt ermöglichen, erreichen wir 3 Ziele:

1.    Wir erleichtern das Zusammensein von Frauen und Männern in den Entwicklungsländern und verhindern tödliche Schwangerschaftsabbrüche.

2.    Die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen in den Drittweltländern verbessern sich nachhaltiger und rascher. 

3.    Die Klimaerwärmung wird verlangsamt.

Linksgrüne und religiöse Organisationen verhindern, dass Geld der Entwicklungshilfe für die Familienplanung aufgewendet wird.

Im Katechismus der katholischen Kirche steht: …jede Handlung ist verwerflich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs… die Fortpflanzung zu verhindern…  (siehe Post «Selbstbestimmte Sexualität auch in Entwicklungsländern»).

Die Linksgrünen postulieren, dass bessere Bildung der Frauen automatisch zu kleineren Kinderzahlen führt. Das kann in Afrika aber noch 30 Jahre oder mehr dauern.

Laut Schätzung der UNESCO gehen 58 Millionen Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule. Wie soll so selbstbestimmte Sexualität möglich sein?

Die Linksgrünen fürchten, dass man uns rassistische Motive unterstellen könnte. Sicher besteht diese Gefahr, aber das darf kein Grund sein, die Familienplanung zu einem Tabuthema zu machen. Dadurch fördert man Hungersnöte und die Verwahrlosung von Kindern, die von ihren Eltern auf die Strasse geschickt werden, weil sie die grosse Kinderschar nicht mehr ernähren können.

Alle 12 Jahre wächst die Weltbevölkerung um 1 Milliarde. Es nützt nichts, wenn wir den Ausstoss von Treibhausgasen deutlich reduzieren, wenn in den Entwicklungsländern der Ausstoss von Treibhausgasen um den gleichen Betrag erhöht wird. Weitere Details im Post «Wir können die Klimaziele nicht einhalten».

Nur durch Einschränkungen und den Einsatz von neuen Technologien können wir den Ausstoss von CO2, Methan und N2O nicht genügend reduziere und wir riskieren, dass es zur Klimakatastrophe kommt.

Auch wenn es möglich wäre, den Ausstoss von Treibhausgasen weltweit sehr stark zu reduzieren, könnte die Erde 10 oder 11 Milliarden Menschen nicht ertragen. Das Artensterben wäre nicht aufzuhalten.

Die Anzahl Kinder pro Frau ist in den industrialisierten Ländern stark gesunken und liegt heute grösstenteils deutlich unter 2,1. Erstaunlich ist, dass z.B. auch im Iran und in Brasilien die Kinderzahl auf 1.8 gesunken ist.

Im Niger z.B. liegt die Kinderzahl aber bei 6,6 und in Nigeria bei 5,1. Kaum sind dort Schulen fertig gebaut, sollten schon wieder neue Schulen geplant werden. Hier hat Hilfe bei der Familienplanung nichts mit Rassismus zu tun! Eine nachhaltige Entwicklung dieser Länder ist fast unmöglich.

Wir dürfen dieses Problem nicht durch die Brille von Ideologen sehen.

Die Weltbevölkerung sollte möglichst bald langsam sinken und das ist ohne Probleme möglich, wenn auf der ganzen Welt Mittel für die freiwillige Familienplanung gratis erhältlich sind.

Und gleichzeitig können alle Paare auf der ganzen Welt so viele Kinder haben, wie sie wünschen.

Was müssen wir ändern um das zu erreichen?

Kinderlosen Frauen darf man nicht mehr das Gefühl geben, dass sie ihre «biologische Bestimmung» nicht erfüllen. Frauen mit und ohne Kinder sind absolut gleichwertig. Anderseits sollen die Krankenkassen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch weiterhin die künstliche Befruchtung bezahlen. Viele Paare leiden, wenn sich ihr Kinderwunsch lange nicht erfüllt.

Für Teenager ist es ein riesiger Schock, wenn sie feststellen, dass sie schwanger sind. Unerwünschte Schwangerschaften sollten durch gute Aufklärung und leichte Erhaltbarkeit von Verhütungsmitteln vermieden werden.

Es gibt auch einen medizinischen Grund, sich für geplante Schwangerschaften einzusetzen. Um zu vermeiden, dass Babys mit offenem Rücken (Spina bifida) geboren werden, wird Frauen, die einen Kinderwunsch hegen empfohlen, bereits vor der Schwangerschaft, Folsäure zu sich zu nehmen.

Aber wenn wir weniger Kinder haben, wer finanziert dann die Gesundheitsversorgung für ältere Menschen?

Menschen im Ruhestand zahlen kaum mehr Steuern und die Gesundheitskosten steigen, aber anderseits nehmen die Kosten für Kindergärten, Schulen und Universitäten ab. Auch die Kosten für den Ausbau der Infrastruktur werden deutlich sinken.

Die Wirtschaft befürchtet, dass es zu wenig Arbeitskräfte geben wird, umgekehrt fürchten viele, dass durch die Automation und Digitalisierung in Zukunft viele Arbeitsplätze verloren gehen. Beide Befürchtungen sind unbegründet. Mehr im Post «Die Bürger sind wichtiger als die Wirtschaft».

 

Zwei Elemente kennzeichnen alle Ideologien

  Die folgenden Ausführungen sind nicht leicht zu verstehen. Ich versuche, das Innenleben der Parteien zu sezieren. Wenn Sie nur leicht ve...