Wenn es nur noch
Wunschkinder geben würde, wäre alles viel einfacher.
Wenn die
Empfängnisverhütung bei der Familienplanung versagt hat, stellt sich den Paaren
die Frage: Sollen, dürfen wir abtreiben?
Gilt das
Selbstbestimmungsrecht der Frau oder das Lebensrecht des menschlichen Embryos?
Aus den USA stammt das
Schlagwort «Pro-Choice» für die Forderung, Schwangerschaftsabbrüche allgemein
zuzulassen und die Gegner formieren sich unter dem Schlagwort «Pro-Life» in
sogenannten Lebensrechtbewegungen.
Das Neue Testament
behandelt das Thema nicht, aber die katholische Kirche vertritt in der
Enzyklika Evangelium Vitae die Ansicht, dass die gewollte Abtreibung immer ein
schweres sittliches Vergehen darstellt.
Ich kann gut
nachvollziehen, dass man aus religiösen Gründen den Schwangerschaftsabbruch
ablehnt, aber das Neue Testament gibt keinen Hinweis darauf, dass man Andersdenkenden
seine eigene Überzeugung aufzwingen darf.
Nach Schätzungen der
WHO sind 40 % aller Schwangerschaften ungeplant und etwa ein Fünftel aller schwangeren Frauen
entschliesst sich zu einem Abbruch.
Dies entspricht jährlich
etwa 42 Millionen Schwangerschaftsabbrüchen, davon 20 Millionen legal und 22
Millionen gegen die gesetzlichen Bestimmungen am Ausführungsort.
Schwangerschaftsabbrüche
können durch konsequentes Anwenden von Verhütungsmitteln verhindert werden.
Dies ist jedoch nicht
überall auf der Welt gleichermaßen möglich. 225 Millionen Frauen in den
weniger entwickelten Regionen der Erde fehlt heute noch immer der Zugang zu
sicheren und wirksamen Methoden der Familienplanung.
Etwa ein Drittel des
Weltbevölkerungswachstums beruht heute auf ungewollten Schwangerschaften.
Dies führt vor allem in
Afrika südlich der Sahara zu rasantem Bevölkerungswachstum. (Wikipedia Jan.
2021: Familienplanung)
Der Grossteil der
illegalen Abbrüche wird von Laien und damit meist unter medizinisch und
hygienisch prekären Bedingungen ausgeführt. Die Anzahl der Todesfälle bei
Schwangerschaftsabbrüchen ist rückläufig, weil die Frauen mehr und mehr mit
Medikamenten abtreiben.
Die Rate der
Schwangerschaftsabbrüche ist in Ländern mit liberaler Gesetzgebung geringer
oder vergleichbar mit derjenigen in Ländern mit restriktiver Gesetzgebung.
Es besteht aber ein
direkter Zusammenhang zwischen dem Grad der Sexualaufklärung und der
Abbruchrate.
Sexualaufklärung und ein
leichter Zugang zu Verhütungsmitteln senken die Abbruchrate. Restriktive
Gesetze fördern nur die illegalen Abbrüche.
Es gibt viele Studien, die
zu erfassen versuchten, wie häufig Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch an
psychischen Störungen leiden. Die Ergebnisse dieser Studien unterscheiden sich
stark. Klar ist aber, dass der moralische Druck der Gesellschaft und die wahrgenommene
Stigmatisierung stark belastend wirken.
Aber auch Mütter, denen
ein Schwangerschaftsabbruch verweigert wurde, können laut einer systematischen
Übersicht unter den Konsequenzen leiden. Es wird berichtet, dass sich viele
Frauen nur schwer an die ungewollte Mutterrolle anpassen konnten und das Kind
eher als Belastung empfinden. Die Kinder der betroffenen Mütter erbringen
durchschnittlich schlechtere Schulleistungen, zeigen häufiger
Verhaltensauffälligkeiten wie Delinquenz und benötigen häufiger psychiatrische
Behandlungen (Wikipedia: Schwangerschaftsabbruch).
Ich möchte hier betonen, dass dies statistische
Angaben sind und dass es sicher auch viele Frauen und Paare gibt, die sich bei
einer ungewollten Schwangerschaft nach einiger Zeit auf ihr Kind freuen und es
mit viel Liebe und Zuwendung grossziehen.
Wenn wir die freiwillige
Familienplanung auf der ganzen Welt ermöglichen, erreichen wir 3 Ziele:
1. Wir erleichtern das Zusammensein von Frauen und
Männern in den Entwicklungsländern und verhindern tödliche Schwangerschaftsabbrüche.
2. Die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen in den
Drittweltländern verbessern sich nachhaltiger und rascher.
3. Die Klimaerwärmung wird verlangsamt.
Linksgrüne und religiöse
Organisationen verhindern, dass Geld der Entwicklungshilfe für die
Familienplanung aufgewendet wird.
Im Katechismus der
katholischen Kirche steht: …jede Handlung ist verwerflich, die entweder in
Voraussicht oder während des Vollzugs… die Fortpflanzung zu verhindern… (siehe Post «Selbstbestimmte Sexualität
auch in Entwicklungsländern»).
Die Linksgrünen
postulieren, dass bessere Bildung der Frauen automatisch zu kleineren
Kinderzahlen führt. Das kann in Afrika aber noch 30 Jahre oder mehr dauern.
Laut Schätzung der UNESCO
gehen 58 Millionen Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule. Wie soll so
selbstbestimmte Sexualität möglich sein?
Die Linksgrünen fürchten,
dass man uns rassistische Motive unterstellen könnte. Sicher besteht diese
Gefahr, aber das darf kein Grund sein, die Familienplanung zu einem Tabuthema
zu machen. Dadurch fördert man
Hungersnöte und die Verwahrlosung von Kindern, die von ihren Eltern auf die
Strasse geschickt werden, weil sie die grosse Kinderschar nicht mehr ernähren
können.
Alle 12 Jahre wächst die
Weltbevölkerung um 1 Milliarde. Es nützt nichts, wenn wir den Ausstoss von
Treibhausgasen deutlich reduzieren, wenn in den Entwicklungsländern der
Ausstoss von Treibhausgasen um den gleichen Betrag erhöht wird. Weitere Details
im Post «Wir können die Klimaziele nicht einhalten».
Nur durch Einschränkungen
und den Einsatz von neuen Technologien können wir den Ausstoss von CO2, Methan
und N2O nicht genügend reduziere und wir riskieren, dass es zur
Klimakatastrophe kommt.
Auch wenn es möglich wäre,
den Ausstoss von Treibhausgasen weltweit sehr stark zu reduzieren, könnte die
Erde 10 oder 11 Milliarden Menschen nicht ertragen. Das Artensterben wäre
nicht aufzuhalten.
Die Anzahl Kinder pro Frau
ist in den industrialisierten Ländern stark gesunken und liegt heute
grösstenteils deutlich unter 2,1. Erstaunlich ist, dass z.B. auch im Iran und
in Brasilien die Kinderzahl auf 1.8 gesunken ist.
Im Niger z.B. liegt die
Kinderzahl aber bei 6,6 und in Nigeria bei 5,1. Kaum sind dort Schulen fertig
gebaut, sollten schon wieder neue Schulen geplant werden. Hier hat Hilfe bei
der Familienplanung nichts mit Rassismus zu tun! Eine nachhaltige Entwicklung
dieser Länder ist fast unmöglich.
Wir dürfen dieses Problem
nicht durch die Brille von Ideologen sehen.
Die Weltbevölkerung
sollte möglichst bald langsam sinken und das ist ohne Probleme möglich, wenn
auf der ganzen Welt Mittel für die freiwillige Familienplanung gratis
erhältlich sind.
Und gleichzeitig können
alle Paare auf der ganzen Welt so viele Kinder haben, wie sie wünschen.
Was müssen wir ändern um
das zu erreichen?
Kinderlosen Frauen darf
man nicht mehr das Gefühl geben, dass sie ihre «biologische Bestimmung» nicht
erfüllen. Frauen mit und ohne Kinder sind absolut gleichwertig. Anderseits sollen die
Krankenkassen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch weiterhin die künstliche
Befruchtung bezahlen. Viele Paare leiden, wenn sich ihr Kinderwunsch lange
nicht erfüllt.
Für Teenager ist es ein
riesiger Schock, wenn sie feststellen, dass sie schwanger sind. Unerwünschte
Schwangerschaften sollten durch gute Aufklärung und leichte Erhaltbarkeit von
Verhütungsmitteln vermieden werden.
Es gibt auch einen
medizinischen Grund, sich für geplante Schwangerschaften einzusetzen. Um zu
vermeiden, dass Babys mit offenem Rücken (Spina bifida) geboren werden, wird
Frauen, die einen Kinderwunsch hegen empfohlen, bereits vor der
Schwangerschaft, Folsäure zu sich zu nehmen.
Aber wenn wir weniger
Kinder haben, wer finanziert dann die Gesundheitsversorgung für ältere
Menschen?
Menschen im Ruhestand zahlen
kaum mehr Steuern und die Gesundheitskosten steigen, aber anderseits nehmen die
Kosten für Kindergärten, Schulen und Universitäten ab. Auch die Kosten für den
Ausbau der Infrastruktur werden deutlich sinken.
Die Wirtschaft befürchtet,
dass es zu wenig Arbeitskräfte geben wird, umgekehrt fürchten viele, dass durch
die Automation und Digitalisierung in Zukunft viele Arbeitsplätze verloren
gehen. Beide Befürchtungen sind unbegründet. Mehr im Post «Die Bürger sind
wichtiger als die Wirtschaft».