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Samstag, 12. November 2022

Die Zeit der uneingeschränkten Globalisierung ist vorbei

Die Globalisierung hat die verschiedenen Kulturen näher gebracht und bewirkte, dass sich die Schwellenländer wirtschaftlich stark entwickeln konnten, aber die Globalisierung konnte den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nicht verhindern.

"Die Globalisierung nützt allen", dies wurde wie ein Mantra tausendfach wiederholt. Wandel durch Handel. Wir glaubten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es noch zu grösseren kriegerischen Auseinandersetzungen kommt, immer kleiner wird. Ich war geschockt, als ich in den Nachrichten erfuhr, dass Putin seine Panzer in Richtung Ukraine losschickte.

Es muss jedem klar sein, dass jetzt die Gefahr besteht, dass Xi Jinping Putin nachahmt und Taiwan überfällt. Putin will die Ukraine und Xi Jinping Taiwan "Heim ins Reich" holen.

Wir haben Russland mit umfassenden Sanktionen belegt. Der Westen muss sich auch aus China wirtschaftlich zurückziehen. Nur so kann im Westen auf Dauer eine gesunde Wirtschaft bestehen, die nicht erpresst werden kann.

Die Wirtschaft Chinas wächst mit beeindruckendem Tempo. China wird in einigen Jahren wirtschaftlich und militärisch das stärkste Land der Welt sein.

China hat sich langsam von der kommunistischen Ideologie getrennt. Vom Kommunismus übrig geblieben ist nur noch Autokratie und Despotie. Wie in Russland, hat sich auch in China ein Nationalismus gebildet. China will durch Handel die ganze Welt beherrschen. Wenn sich China stärker als der Westen fühlt, wird es uns behandeln wie seine Regimegegner oder wie die Uiguren.

Solarpanels, seltene Erden und andere Produkte, durch die wir in Abhängigkeit von China geraten sind, müssen mit Zöllen belegt werden und Hightech-Produkte dürfen nicht mehr nach China exportiert werden. Wir dürfen nicht mehr zulassen, dass China Firmen in westlichen Ländern übernimmt.

Der Abbau von Zöllen hat viele positive Effekte. Aber als ich kürzlich in den USA war, wurde mir in den Gestellen von Lebensmittelgeschäften Mineralwasser aus Italien und Frankreich, Butter aus Irland und Marmelade aus Frankreich angeboten. Dies sind sicher unsinnige Auswüchse der Globalisierung.

Wenn wir erreichen wollen, dass in Zukunft die Industrien auf der ganzen Welt nur noch Produkte ohne Ausstoss von CO₂ herstellen, müssen wir Produkte, die nicht CO₂-frei hergestellt wurden, mit Zöllen belegen. Es wird sicher noch lange dauern, bis in Europa die meisten Produkte CO₂-frei hergestellt werden, aber es muss schon heute publik gemacht werden, dass wir unsere Industrie in Zukunft vor Importen aus Ländern schützen können, die ungenügende Umweltmassnahmen treffen. Denn wir müssen das Argument entkräften, dass es nichts nützt, wenn nur wir zum Teil einschneidende Umweltmassnahmen beschliessen.


Montag, 11. Juli 2022

Ideologien sind Drogen fürs Volk


Bis 1990 wurde die Sowjetunion von der kommunistischen Partei beherrscht. Unter Gorbatschow zerfiel die Sowjetunion und Jelzin realisierte, dass er auch das übriggebliebene Russland nicht zusammenhalten konnte. Er setzte den KGB-Mann Putin als Präsidenten ein. Putin hat sich von der kommunistischen Ideologie gelöst und will Russland mit der nationalistischen Partei "Einiges Russland" wieder zu einer starken Nation machen. Siehe auch Abschnitt: Putins Ideologie "Ruskiy Mir" gefährdet den Weltfrieden.        

Gorbatschow und Jelzin versuchten Russland nach demokratischen Grundsätzen zu regieren und sind gescheitert. Russland war nicht bereit für die Demokratie. Russland ist einfacher mit der kommunistischen oder einer nationalistischen Ideologie zu regieren. Diese Ideologien wirken wie Drogen, mit denen das Volk ruhiggestellt werden kann. Alle sind gleichgeschaltet, werden von einem positiven Wir-Gefühl getragen und die Regierenden können geeint mit den Mitläufern gegen Andersdenkende vorgehen. Siehe auch Abschnitt: Was macht eine Ideologie erfolgreich?

Ähnliche Transformationen wie in Russland gab es in China. Auch die Staatsführung in China hat sich langsam von der kommunistischen Ideologie getrennt, obwohl sich die staatstragende Partei immer noch Kommunistische Partei Chinas nennt. Vom Kommunismus übrig geblieben ist aber nur noch Autokratie und Despotie. Mit dem Erstarken der chinesischen Wirtschaft ist China zu einem gefährlichen, imperialistischen Staat geworden.

Indien, das als ehemalige Kolonie Grossbritanniens von der westlichen, freiheitlichen Kultur geprägt wurde, weist zunehmend eine autoritäre und demokratiegefährdende Entwicklungen auf. Es entwickelt sich ein Hindu-Nationalismus, der geprägt wird vom politischen Konzept Hindutva, das die autoritäre Ausrichtung Indiens nach den Vorstellungen eines politisch-kulturell verstandenen Hinduismus zum Ziel hat (Wikipedia: Hindutva). Andersdenkende werden diskriminiert und Indien wird deswegen von den westlichen Staaten kritisiert. Das kann zur Folge haben, dass sich Indien vom Westen abwendet und sich von Brasilien, Saudi-Arabien, Russland und China besser verstanden fühlt. Wenn wir uns bezüglich Menschenrechte diesen Staaten gegenüber nicht toleranter verhalten, entsteht ein antiwestlicher Block. Siehe auch Abschnitt: Geht es der Welt besser mit unserem moralischen Imperialismus?

Marx prägte den Ausdruck "Religion ist Opium des Volkes". Damit hatte er sicher recht. Die Religionen wurden von Herrschenden häufig als Opium fürs Volk missbraucht. Priester und Herrschende arbeiteten Hand in Hand, unterstützten sich gegenseitig und missbrauchten ihre Macht. Aber Marx hat mit seinen Schriften die Grundlage für eine Weltanschauung gelegt, mit der fanatische Ideologen ihre Ziele ohne Rücksicht auf die Bevölkerung verfolgten.

           

Donnerstag, 12. Mai 2022

Geht es der Welt besser mit unserem moralischen Imperialismus?


Mit Imperialismus verbinden wir in Europa häufig die Aussenpolitik der USA bis in die 1980er-Jahre mit ihren Interventionen und Einflussnahmen in Süd- und Mittelamerika. Es war ein nationalistisch geprägter Imperialismus, mit dem sich die USA auch wirtschaftliche Vorteile verschafften.

Die Interventionen im Irak, in Libyen und in Syrien verschafften den USA und den westeuropäischen Mächten eindeutig keine wirtschaftlichen Vorteile. Es ging um moralischen Imperialismus, denn man glaubte, man müsse die Diktatoren stürzen, die die Menschenrechte aufs gröbste verletzten. Man beabsichtigte, in diesen Ländern rechtsstaatliche Regierungen einzusetzen.

Es ist selbstverständlich, dass wir uns für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen. Aber ab wann sollen wir Länder, in denen die Menschenrechte verletzt werden, sanktionieren? Oder dürfen wir solche Länder mit Verachtung bestrafen? Helfen wir der betroffenen Bevölkerung damit?

Unser moralischer Imperialismus (oder diskreter ausgedrückt: der Einfluss des Westens) führte leider noch nicht dazu, dass:

  • keine Mädchen mehr beschnitten werden
  • viele Frauen in islamischen Ländern in ihren Häusern «eingesperrt» werden
  • alle 10 Sekunden ein Kind an Hunger stirbt
  • z.B. in El Salvador jedes Jahr 3300 Menschen ermordet werden
  • in autokratisch regierten Länder (z.B. Russland) Regimegegner ermordet werden
Bei der Invasion der Ukraine durch die russische Armee starben tausende russische Soldaten. Der Tod von einigen Regimegegnern erregt aber ein viel grösseres mediales Echo. Ist das gerechtfertigt?

Kaum Aufmerksamkeit erhält der westliche Kulturimperialismus. Fast auf der ganzen Welt werden Blue Jeans getragen, westliche Filme angeschaut und Pop-Musik gehört. Englisch wird fast unangefochten als Weltsprache akzeptiert und kann damit als Symbol für die «Vorherrschaft» der westlichen Kultur angesehen werden.     

Unsere westliche Kultur wird über die Medien auf der ganzen Welt verbreitet, was dazu führt, dass sogar Weihnachten immer mehr auch von Nichtchristen auf der ganzen Welt gefeiert wird. In Japan, China, Ägypten und der Türkei ist Weihnachten natürlich kein offizieller Feiertag und frei von religiöser Bedeutung, aber es gibt dickbäuchige Weihnachtsmänner, Plastiktannenbäume, Weihnachtslieder und eindrucksvolle Lichtspiele.

Unumstritten ist die Weihnachtsmode nicht. Aus islamistischen Kreisen kommt Kritik daran, dass muslimische Länder ein christliches Fest übernehmen und so vor dem westlichen Kulturimperialismus kapitulieren. Haben Sie schon einmal einen Christen gesehen, der das islamische Opferfest begeht? plakatierten Weihnachtsgegner in Istanbul 1). Ich glaub, es ist verständlich, dass sich viele Imame vom Eindringen der westlichen Kultur bedroht fühlen. Ist das auch eine Erklärung dafür, dass es zum 9/11-Terroranschlag kam? 

Kulturimperialismus ist hier aber wohl nicht der richtige Ausdruck, weil die westliche Kultur (alle Arten von Kunst und Lebensführung) von den anderen Ländern ohne jeden Druck und Zwang angenommen wird. Aber wir dürfen unsere Anschauungen - auch in Bezug auf die Menschenrechte - nicht mit Gewalt auf der ganzen Welt durchsetzen.

 1) Der Tagesspiegel, 18.12.2014


Freitag, 18. März 2022

Putins Ideologie "Russkiy Mir" gefährdet den Weltfrieden


Der Nationalismus und alle anderen Ideologien bringen immer wieder furchtbares Elend auf unsere Welt.

Hat Putin vergessen, was Nationalismus im Zweiten Weltkrieg in Russland angerichtet hat?

Die Nazis wollten das Saarland, das Sudetenland und Österreich Heim ins Reich holen. Putin will jetzt die Ukraine zurück ins russische Grossreich holen. Denkt Putin, dass sein Nationalismus besser ist als der Nationalismus der Nazis?

In seiner Rede vor dem Einmarsch begründete er seine Ansprüche so: Die Ukraine ist für uns nicht einfach ein Nachbarland. Sie ist integraler Bestandteil unserer Geschichte, unserer Kultur, unseres geistigen Raums, Russland, Belarus und die Ukraine sind das Kerngebiet der Russischen Welt (Russkiy Mir)

Ukraine Crisis Media Center schrieb am 28.05.2021: Als politisches Konzept gewann Russkiy Mir in den 2000er Jahren an Bedeutung, insbesondere nachdem Wladimir Putin begann, es in seinen öffentlichen Reden zu verwenden.

«Russkiy Mir»ist eine russische Quasi-Ideologie, die auf die Ausweitung des Einflusses im Ausland und die Vereinigung der Staaten abzielt, die vom Kreml als sein Hinterhof betrachtet werden, auf der Grundlage der gemeinsamen Geschichte der russischen Sprache in der Wahrnehmung Moskaus und der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROC).

Übertriebene Vaterlandsliebe und religiöse Überheblichkeit vereinen sich unter dem Begriff «Russkiy Mir» zu einer unheilvollen Bewegung.

Der Patriarch Kirill von Moskau verkündete: Wie kann sich die russische Kirche heute und in Zukunft nicht um den Russkiy Mir sorgen, der aus den Wurzeln der Rus erwächst und dessen Nationen von Gott seiner pastoralen Sorge anvertraut wurden? Dies nicht zu tun, würde bedeuten, Gott selbst ungehorsam zu sein.

Im Westen setzt sich die Ansicht durch, dass sich die Interventionen im Irak, in Libyen und Syrien nicht gelohnt haben. Hat Putin vergessen, dass in Afghanistan 13'300 russische Soldaten ihr Leben für nichts und wieder nichts verloren haben?

Putin bringt mit seinem Krieg in der Ukraine die Welt an den Rand eines dritten Weltkrieges. Über die Ukraine kommt furchtbares Elend. Wenn Städte entschlossen verteidigt werden, und der Feind sie erobert, werden sie in Schutt und Asche gelegt.



Montag, 24. Januar 2022

Alpweiden und Wölfe vertragen sich nicht

Der Mensch hat seit Urzeiten den Wolf gejagt. Dass der Mensch versucht, friedlich mit dem Wolf zu leben, hat es bisher noch nie gegeben. Ich vermute, dass dieses Experiment scheitern wird. 

So wie der Fuchs, wird sich auch der Wolf immer mehr an die Nähe zum Mensch gewöhnen, wenn er nicht gejagt wird. Der Wolf und der Fuchs gehören beide zur Unterordnung der Hundeartigen.

Man nimmt an, dass es in Berlin mehr als tausend Füchse gibt. Die Populationsdichte der Füchse ist heute in der Stadt deutlich höher als auf dem Lande. Abfälle aller Art und Futternäpfe von Haustieren gehören zu den Nahrungsquellen der Füchse. 

Der Wolf hat festgestellt, dass er Schafe und Ziegen viel leichter reissen kann als Rehe und Hirsche. Er wird in Zukunft auch Esel, Ponys, Katzen und andere Haustiere reissen.

Schafe auf Alpweiden können nur noch mit aufwändigen Schutzmassnahmen vor Angriffen der Wölfe geschützt werden. Es müssen Herdenschutzhunde eingesetzt werden. Herdenschutzhunde sind aber sehr arbeitsintensiv und können sich teils auch gegenüber Wanderern aggressiv verhalten. Man kann auch nicht voraussetzen, dass alle Hirten Freude am Umgang mit Hunden haben.

Wenn die Alpung wegen des Wolfs aufgegeben wird, verbuschen die Alpweiden. Wacholder, Alpenrosen, Grünerlen und Legföhren machen sich breit und anschliessend verwalden diese Flächen. Die Alpweiden gehen verloren und damit ein Habitat für Schmetterlinge, Hummeln, Käfer und Heuschrecken. Langfristig wird es Alpweiden nur noch oberhalb der Waldgrenze geben.

Die Naturschutzorganisation Pro Natura schreibt in Ihrer Website unter dem Titel: Lasst uns über Schafe statt Wölfe reden: "Schafe kosten viel mehr als Wölfe". Pro Natura ist sich nicht bewusst, dass ohne Schafe und Ziegen die Verbuschung nicht verhindert werden kann.

Extreme Naturschützer und Tierschützer folgen mit Fanatismus einer Idee. Man zählt sie nicht zu den Anhängern einer Ideologie, weil ihre Ideen nicht alle Lebensbereiche umfassen, aber die Sprache sagt schon, dass beide Begriffe verwandt sind. (Mehr im Abschnitt: Vom Karnivoren zum Frutarier)

Die meisten von uns werden nie einen Wolf zu Gesicht bekommen. Aber die nächste Generation wird einen grossen Teil der Alpweiden vermissen. Das Verschwinden der Alpweiden im Tessin, im Wallis und in Graubünden ist schon heute nicht mehr aufzuhalten.


Zwei Elemente kennzeichnen alle Ideologien

  Die folgenden Ausführungen sind nicht leicht zu verstehen. Ich versuche, das Innenleben der Parteien zu sezieren. Wenn Sie nur leicht ve...